30 Apr 2019

The good, the bad and the ugly – Das neue Surface Pro 6 im Test

Nachdem mich das Surface Pro (2017) so enttäuscht hatte war ich ca. 15 Monate mit der Konkurrenz in Form eines Toshiba Portégé X20W unterwegs. Nun bin ich mit dem Pro 6 ins Surface Lager zurückgekehrt. 

Um es kurz zu machen – ich habe es nicht bereut…

Zunächst mal möchte ich euch mitteilen, warum ich mir trotz des positiven Resümees zum Toshiba Portégé wieder ein Surface Pro gekauft habe:

  1. Der Bildschirm des Toshiba war zwar sehr gut (hell und nicht reflektierend), mit aber mit 12.5 Zoll zu klein. Ja, das Surface Pro hat weniger Diagonale, dafür aber ein Seitenverhältnis von 3:2, was deutlich angenehmer ist.
  2. Der Lüfter hat mich massiv genervt. Der lief oft ohne Grund, auch wenn das Gerät scheinbar nicht unter Last war.
  3. Der Formfaktor des Surface Pro liegt mir einfach mehr, ich habe mein Surface Pro 3 echt gerne benutzt.
  4. Es gab ein tolles Angebot in der “Vernunftsausstattung” für unter 1.000 €.
  5. Eigentlich wollte ich ja auf den Nachfolger warten, von dem ich mir eine größere Änderung und nicht nur kleine, evolutionäre Schritte erwarte, aber das Angebot und meine teilweise Unzufriedenheit hat dann doch die Oberhand gewonnen und ich habe zugeschlagen.

Ach ja, was meine ich mit “Vernunftsausstattung”? Wie schon in mehreren Artikeln erwähnt handelt es sich dabei um ein Device mit folgender Konfiguration:

  • Intel i5 CPU
  • 8 GB RAM
  • 256 GB SSD

Kurz drauf kam das gute Teil an und die Geschichte nahm erneut ihren Lauf…

Nachdem die Grundeinrichtung mit allem Drum und Dran (Updates und Treiber installieren, Startmenü und Settings anpassen, Drucker, Pen und Surface Keyboard verbinden, OneDrive einrichten etc.) durch war und ich meine Apps und Win32-Anwendungen (Photoshop, Lightroom, Office 365 etc.) installiert und eingerichtet hatte begann ich aktiv mit dem Gerät zu arbeiten.

Part 1 – The Good

Gehäuse und Haptik

Was soll ich da noch sagen, die Haptik passt und das Gehäuse ist toll verarbeitet. In der neuen Farbe Schwarz sieht das Teil genauso schick aus wie die silberfarbene Variante. So richtig viel hat sich weder optisch noch von der Haptik etwas geändert – und das ist auch gut so. Mir gefiel das Design von Anfang an sehr gut und es ist für mich noch immer up-to-date. Ich bin kein Freund dieser nahezu randlosen Geräte, bei denen man nicht mehr weiß wo man sie eigentlich noch halten soll.

Kompatibilität

Mit dem Wechsel auf das Toshiba hatte ich damals auch all mein Zubehör verkauft. Leider auch das Dock, und da der Anschluss meines Toshiba Thunderbolt 3 Docks per USB-C Adapter nicht funktioniert hat musste ich alles neu anschaffen.

Das TypeCover in der Signature Version und ein aktueller Pen hatte ich gleich mitbestellt, das Dock habe ich mir über eBay Kleinanzeigen gebraucht gekauft. Aber natürlich hätte ich das Zubehör von damals problemlos weiterverwenden können, definitiv ein Vorteil der Surface-Reihe und der marginalen Änderungen zwischen den Versionen seit dem SP3.

Display

Das Display des Surface Pro 6 ist eine wahre Freude, auch wenn es teilweise nicht an das Display des Toshibas heranreicht. Das liegt zum einen am bereits beschriebenen Formfaktor von 3:2, welchen ich einfach als optimal empfinde. Die Auflösung (2736 x 1824) liegt ebenfalls deutlich über der des Toshiba, welches “nur” Full-HD hatte. Durch die gute Skalierung von 200% ist das aber alles super gut zu lesen, das Bild ist gestochen scharf.

Auch in der Farbdarstellung kann das Toshiba nicht mithalten. Diese wirken auf dem Surface deutlich frischer und lebendiger, auch scheint mir die Farbechtheit deutlich besser zu sein. Fairnesshalber muss man anmerken, dass das entspiegelte Display des Toshibas das Bild auch grundsätzlich matter wirken lässt.

Das Display des Toshibas punktete dafür mit seiner enormen Helligkeit (abend musste ich auf 0% gehen um nicht geblendet zu werden) und mit der Entspiegelung, wie erwähnt aber zu Lasten der Farbdarstellung.

Gegenüber meinem früheren Surface Pro 3 ist das Display des SP6 ein sehr großer Fortschritt, gegenüber dem Surface Pro 4 und Pro (2017) dürfte sich aber nicht allzu viel geändert haben. Das macht aber nichts, lagen diese Displays  doch bereits auf einem extrem hohen Niveau. Technische Daten spare ich mir an dieser Stelle, die sind hinreichend bekannt und auch dokumentiert.

Übrigens kann ich – wie auch bereits beim Vorgängermodell – bei mir kaum Backlight-Bleeding feststellen, wie es immer mal wieder von einigen Besitzern bemängelt wird. Nach meiner Erfahrung kommt das bei nahezu allen Geräten dieser Art mehr oder minder stark vor, zumindest bei meinem jedoch in einem so geringen Umfang, dass es einfach nicht auffällt bzw. stört.

Das Display ist einfach nur klasse!

Akku-Laufzeit

In meinem Device ist ein Akku mit dem Herstellerkürzel “DYN” (Dynasty?) und einer Design-Kapazität von 45.000 mWh verbaut, gemeldet wird eine Kapazität von 47.360 mWh bei Vollladung. Das kann man übrigens mittelts “powercfg -batteryreport -output “%temp%\battery.html” und der anschließenden Betrachtung des HTML-Ergebnisses herausfinden!

Die Akkulaufzeit des Portégé war ja echt fantastisch, wie würde das nun beim neuen Surface Pro 6 aussehen? Ich habe das Gerät gleich meinem Standard-Test unterzogen.

Hierzu habe ich das Devices mit dem WLAN verbunden, die Display-Helligkeit auf 50% gestellt und verhindert, dass das Gerät in irgendeinen Sparmodus fällt. Dann habe ich über die App “Filme & TV” einen Full-HD Film im MKV-Format im Endlosbetrieb abgespielt und die Zeiten gemessen, bis das Gerät aufgrund des geringen Akkustands in den Ruhezustand wechselte. Hier sind die Laufzeiten der bisher getesteten i5-Modelle des Surface Pro:

Modell Laufzeit
 Surface Pro 3 5,5 h
 Surface Pro (2017)  11 h
 Toshiba Portégé 8 h
 Surface Pro 6 12 h

Da kann man nicht meckern, oder? Das reicht mir jedenfalls locker aus, auch hat bei meinem Toshiba die anfängliche Freude nicht lange gehalten, mittlerweile war die Laufzeit auf gut 6 Stunden gefallen, obwohl der Akku nur gering verschlissen war. Ich hoffe mal, dass das beim aktuellen Gerät nicht auch so schnell passiert.

Ich bin äußerst zufrieden mit diesem Ergebnis!

Update (31.05.2019)

Nach gut einem Monat habe ich mir mit “powercfg /batteryreport” auch mal die reale Laufzeit angesehen. Bei der Art und Weise, wie ich das Gerät benutze, komme ich auf eine durchschnittliche Laufzeit von gut 8 Stunden. Das liegt zwar deutlich hinter den Herstellerangaben (welch eine Überraschung!), bedeutet aber auch, dass man mit dem Gerät einen Arbeitstag ohne Nachladung schaffen kann. Für mich ist das ein gutes Ergebnis!

Betrieb

Das Entsperren durch Gesichtserkennung ist echt eine Wucht. Das macht Spaß und den Umgang mit dem Device sehr leicht. Neu ist das natürlich nicht, denn auch mein Toshiba hatte eine entsprechende Kamera an Board. Aber so schnell und zuverlässig wie beim Surface hat das dort nicht funktioniert.

Klasse ist auch die Geräuschentwicklung: Sie ist dank passiver Kühlung (nur beim i5 Modell) nicht vorhanden. Gegenüber meinem Surface Pro 3 und erst recht dem Toshiba ein Traum!

CPU-Performance

Als nächstes habe ich mal einen intensiveren Blick auf die Performance der CPU geworfen. Als Tools kam dabei Cinebench R15 zum Einsatz. Beim Pro (2017) war ich mit der Leistung ja nicht sonderlich glücklich, da doch ein ziemlich starkes Thermal Throttling auftrat. Ganz anders war das beim Toshiba, da konnte man eigentlich keine Leistungsreduktion erkennen.

Das Leistungsniveau der aktuellen i5 CPU der 8. Generation ist sehr hoch, ich erreichte einen Index von bis zu 619 Punkten. Im Vergleich lag die i5 CPU im Surface Pro (2017) gerade mal bei maximal 346 Punkten, das entspricht einer Leistungssteigerung von fast 80%!

Die Vorgängerversionen schneiden da deutlich schlechter ab. Das ist natürlich auch klar wenn man berücksichtigt, das die Generation 8 über 4 Cores verfügt, die Vorgänger jedoch nur über 2 Cores!

Ein erster Lauf von Cinebench zeigte mir einen Index von 346 Punkten an, das ist sehr gut. Da das Surface Pro i5 jedoch passiv gekühlt wird wollte ich gleich prüfen, ob diese gute Leistung auch einigermaßen konstant gehalten wird.

Und so habe ich den Cinebench-CPU-Test mehr als 10 mal direkt nacheinander wiederholt.  Hier das Ergebnis im Vergleich mit den anderen Geräten:

Startindex  Minimalindex  Endindex max. Throttling  End Throttling
 Surface Pro 3  226 165 165 27% 27%
 Surface Pro (2017)  346 203 230 42% 34%
 Toshiba Portégé 347 341 342 2% 2%
 Surface Pro 6 619 458 521 27% 16 %

Das Throttling fällt somit deutlich geringer aus wie beim Surface Pro (2017) und auch beim aktiv gekühlten Surface Pro 3. An die konstante Leistung des aktiv gekühlten Toshibas kommt es dabei allerdings nicht ran.

Interessant ist aber auch der Verlauf des Leistungsindex, denn es braucht einige Durchläufe, bis sich das Throttling merklich auswirkt:

Durchlauf 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Leistungsindex 619 585 585 581 589 583 562 465 458 527 480 521

Wie man sieht ist erst mit dem 8 Durchlauf ein deutlicher Leistungsrückgang zu beobachten, das sind also schon fast 10 Minuten unter Volllast! Ebenso interessant: die CPU kühlt sehr schnell wieder ab. Schon nach einer Minute im Leerlauf liegt bereits wieder ein Index von 611 an, nach zwei Minuten ist die Anfangsleistung wieder verfügbar.

Ich bin vollauf zufrieden!

WLAN Performance

Das war eine meiner schwärzesten Erfahrungen beim Surface Pro (2017) und das Kapitel war entsprechend lang ausgefallen. Hier fasse ich mich jetzt kurz: ich konnte während der 4 Wochen, seit denen ich das Surface Pro 6 nun bereits habe, keinerlei Probleme mit dem WLAN und dessen Performance feststellen! Das war echt meine größte Sorge, die sich erfreulicherweise in Luft aufgelöst hat.

Ohne hier extra Messungen darzulegen: keinerlei Probleme!

Bluetooth

Auch hier hatte ich am Vorgängermodell deutliche Kritik geübt, die hier entfällt. Bisher keinerlei Probleme und Störungen im Bluetooth-Betrieb. So soll es sein!

Es macht einfach was es soll, funktionieren!

SSD/NVMe Performance

Im Gegensatz zu meinen bisherigen Geräten arbeitet in meinem Surface Pro 6 eine NVMe von Skhynix (Modell BC501). Ich kannte den Hersteller bisher nur von RAM-Bausteinen, aber so was ähnliches ist eine Disk ja heute auch. Es gibt auch Geräte mit NVMe von Toshiba (Modell KBG30ZPZ256G), die Disks der getesteten Geräte hatten eine Kapazität von 256 GB. Interessantes Detail: in meinem Toshiba Portégé war eine Samsung SSD verbaut, das ist irgendwie seltsam!

Nachfolgend nun die Messergebnisse mit AS SSD Benchmark bzw. CrystalDisk 6:

Skhynix BC502

Toshiba KBG30ZPZ256G

Samsung MZVLW512

Zusammenfassung

Beide verbauten NVMe zeigen ordentliche Werte, Überflieger sind beide jedoch nicht. Im direkten Vergleich zur Samsung NVMe (aus meinem Toshiba Portégé) zeigte diese doch deutlich mehr Dampf. Da es sich hier jedoch um eine 512 GB Disk handelt ist der Vergleich nicht fair, die größeren Disks sind – auch in anderen Testberichten nachvollziehbar – meist schneller!

Bitte beachten:

Was man aber auch feststellen kann ist, dass die Ergebnisse bei Durchläufen zu unterschiedlichen Zeitpunkten stark variieren. Das passiert auch dann, wenn die Disk gerade keine Aktivität im Task-Manager zeigt. Somit dürfen die Werte nie absolut, sondern nur relativ gesehen werden!

Part 2 – The Bad

Anschlüsse, Anschlüsse, Anschlüsse

Ja, bis zur Produktvorstellung des Surface Pro 6 war ich der absoluten Überzeugung, dass dieses auch über einen USB Type-C Anschluss verfügen würde. Da wurde ich leider enttäuscht. Ich will mich hier jetzt nicht darüber auslassen, ob die Entscheidung nachvollziehbar ist oder nicht.  Beim Surface Book 2 hat man sich ja auch dafür entschieden, warum also nicht beim Surface Pro 6 und Laptop 2? Dass dieser bei den genannten Geräten keinen Thunderbolt 3 Support aufweist sei mal nur am Rande erwähnt.

Auch ein einziger USB Anschluss – egal welchen Typs – ist nicht zeitgemäß, da bieten andere Hersteller meist deutlich mehr (Apple mal ausgenommen).

Ansonsten ist natürlich alles vorhanden, was man gewohnt ist:

  • USB3 Type-A
  • Klinkenanschluss 3.5 mm (hallo Apple!)
  • miniDP für Monitor
  • microSD Kartenslot hinter dem Kickstand
  • Surface Connector

Ein Device, das im Jahr 2018 auf dem Markt kommt und sich in dieser Preisspanne bewegt muss m.E. einen USB Type-A und zusätzlich einen modernen USB Type-C Anschluss aufweisen, basta!

Part 3 – The Ugly

Mal wieder ist es mir gelungen ein Gerät zu erhalten, dass zunächst mal defekt ist. Das hat bei mir echt schon Tradition und ist von der Art des Gerätes und vom Hersteller absolut unabhängig. Dieses Mal war es die verbaute NVMe von Toshiba. Diese zeichnete sich nämlich durch eine wahnsinnige Performance aus:

Die Leseperformance geht ja echt in Ordnung, die Schreibperformance liegt aber deutlich unter der eines mittelmäßigen USB-Sticks! Da half auch kein Neuaufsetzen des Devices oder eine Optimierung der Treibereinstellungen, das Teil war einfach für die Tonne. Und so ging mein Gerät zurück an Microsoft und wurde dort letztlich ausgetauscht. Das ging sehr schnell von Statten, obwohl die Einsendung in der Osterwoche erfolgte hatte ich das Ersatzgerät nach einer Woche erhalten, und da waren zwei Feiertage involviert, das geht absolut in Ordnung. Dass die neue Disk in Ordnung war könnt ihr ja dem obigen Ergebnis entnehmen.

Ansonsten ist das Schreckliche eigentlich das Beste. All diese “Ugly” Punkte, die ich beim Surface Pro (2017) noch aufgeführt habe sind hier entfallen. Und auch Punkte wie die CPU Performance, welche damals noch unter “The Bad” aufgeführt wurden, haben sich nach “The Good” bewegen können.

Somit ist meine Geschichte der Tests der verschiedenen Surface Pro Modelle beim aktuellen Surface Pro 6 unvollständig, denn die Sektion “The Ugly” entfällt eigentlich – für einen Tester ist das schon fast schrecklich langweilig!

Schlussbetrachtung

Das neue Surface Pro 6 hat mich wieder überzeugt. Die Bugs des Vorgängers sind ebenso verschwunden wie auch die Nachteile, welche sich durch den Wegfall der Kühlung eingeschlichen hatten. Auch wenn das Surface Pro 6 dem Vorgänger fast zu 100% gleicht, so ist der Kern doch gründlich überarbeitet worden.

Einziger Wermutstropfen ist der fehlende USB Type-C Anschluss sowie die doch nicht ganz zufriedenstellende SSD-Performance. In Bezug auf die SSD muss ich mal noch etwas Zeit investieren und prüfen, ob wie auch beim Vorgängermodell durch Anpassung der Treiber oder der Konfigurationsparameter nicht doch noch etwas mehr an Leistung aus der Disk herauszuholen ist. Und in Sachen “USB Type-C” glaube ich nun ganz fest an den Nachfolger, der dann hoffentlich auch über Thunerbolt Kompatibilität verfügt!

Was in Summe bleibt ist ein schickes, flexibles und auch performantes Device, das einfach nur Spaß macht. Ich habe die Rückkehr somit eindeutig nicht bereut!

Zu guter Letzt

Ach ja, wer immer noch nicht weiß, wie ich auf den seltsamen Titel dieses Artikels gekommen bin, das könnt ihr hier nachlesen.

Und jetzt bin ich auf eure Reaktionen gespannt! Was meint ihr hierzu? Habt ihr vielleicht auch Erfahrungen gemacht, die ihr mit uns teilen wollt?

Über den Autor: Thomas Paatsch

Wie auch Ralf bin ich ein Fan der Surface Produktfamilie und bin neben ihm hier einer der Hauptverfasser von Artikeln zu diesem Themengebiet. Nach einem Ausflug zur Konkurrenz (Toshiba Portégé) bin ich mittlerweile ins Surface Lager zurückgekehrt und heiße ein Surface Pro 7 mein Eigen. In meinem Haushalt gibt es aber auch noch einen Surface Laptop 1 sowie ein Surface Pro 6.